Dissoziation

Abgespaltene Verhaltensweisen, welche schwer gesteuert werden können und für die beim Handelnden danach kaum Erinnerung besteht, treten bei Dissoziativen Störungen auf. Betroffene Kinder verhalten sich manchmal wie in Trance und sind bei Erregung schwer zu erreichen. Erziehungspersonen berichten dann darüber, dass das Verhalten des Kindes plötzlich ‚wie umgeschaltet‘ ist.Dissoziative Störungen sind wie Disteln

Dissoziative Symptome treten oft nach schweren Belastungen auf und können Begleitsymtome von anderen Störungen sein oder isoliert im Vordergrund stehen. Die Betroffenen reagieren häufig überempfindlich und gleichzeitig werden eigene Anteile an Konflikten ausgeblendet. Automatisierte Verhaltensweisen, die wenig reflektiert werden können, weil sie vom Handelnden selbst kaum wahrgenommen werden, werden durch einen Stimulus, eine emotional auslösende Situation, die für die Aussenwelt oft nicht erkennbar ist, in Gang gesetzt und können nur schwer gesteuert werden. Es handelt sich um eine Abwehrreaktion, wobei das Gehirn versucht sich vor kognitiven Dissonanzen, also überfordernden Inhalten die nicht zusammen passen, zu schützen, weil sonst die gesamte Funktion des Gehirns gefährdet wäre. Dissoziation ist eigentlich ein alltäglicher Schutzmechanismus, sozusagen der Filter, der vor Reizüberflutung schützt. Wenn diese Reaktionsweise des Gehirns aber durch zu stark überfordernde Erlebnisinhalte oder Denkinhalte ins Ungleichgewicht kommt, kann das zu Beinträchtigungen der sozialen Funktion führen, wodurch die dissoziative Reaktion dann Störungscharakter erhält.

Wenn man möchte kann man sich dissoziative Reaktionen des Gehirns so ähnlich vorstellen wie ein Antivirusprogramm auf dem Computer. Obwohl der Vergleich stark vereinfacht ist, weil das menschliche Gehirn immer noch wesentlich komplexer und vielfach leistungsfähiger ist als die besten bisher entwickelten Computer. Wenn ein Rechner durch eine Virussoftware infiziert wird stellt das quasi ein bedrohliches und überforderndes Erlebnis dar, woraufhin die Antivirussoftware die Gefahr erkennt und das Virus kann in Quarantäne genommen werden, was beim Gehirn der Abspaltung oder Dissoziation dieses Erlebnisinhaltes, auf den das Gesamtsystem nun keinen Zugriff mehr hat, entsprechen würde. Und dieser Vergleich passt dann am besten, wenn die Antivirussoftware die Quarantäne nicht perfekt durchführen kann und gelegentlich Situationen auftreten, in denen das Virus teilweise von Aussen wieder aktiviert werden kann. Das könnte verursachen dass der Computer plötzlich unerwartete Verhaltensmuster zeigt und seine Funktion nicht erfüllt, was einem dissoziativen Erregungszustand entsprechen könnte.

Dissoziative Störungen werden im kinderpsychiatrischen Fachgebiet auch als ‚vorübergehende dissoziative Störungen des Kindes- und Jugendalters‘ bezeichnet, woran deutlich wird, dass ein zeitlicher Bezug der Symptomstärke zu belastenden Ereignissen bestehen soll. Oft zeigt sich ein Höhepunkt der Syptomatik erst einige Jahre nach einem damit zusammenhängenden auslösenden Trauma. Wenn ernsthafte dissoziative Störungsbilder nicht ausreichend kinderpsychiatrisch behandelt werden droht die Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS/PTSD) oder Persönlichkeitsstörungen.

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